Depression

Ich öffne die Augen und obwohl acht Stunden Schlaf hinter mir liegen, fühle ich mich gerädert und ausgelaugt. Mein Blick wandert zum Fenster – draußen ist es hell, die Sonne scheint, aber es freut mich nicht; ich fühle mich leer, verloren und einsam. Warum sollte ich aufstehen? Der Tag wird sowieso wieder genauso öde wie die Letzten. Ich habe keinen Antrieb, kann mich zu nichts aufraffen und alles Denken endet in einer Sackgasse.

„Man, reiß‘ dich zusammen!“ ermahne ich mich. „Was sollen denn die Anderen denken, wenn du dich wieder / immer noch derart gehen lässt?!“

Ich könnte und würde am liebsten sofort losheulen – scheinbar ohne Grund, aber ich habe einen oder zumindest glaube ich, ihn zu haben: ich habe Angst! Angst, dass diese Schwere und diese innere Dunkelheit nie mehr ein Ende hat – da kann ich auch gleich tot sein.

Habe ich soeben deine Worte und Gedanken wieder gegeben? Geht es dir seit Tagen oder Wochen genau so? Dann sollte es dir eine Warnung sein und du schnellstmöglich deinen Arzt aufsuchen – deine Seele ist krank! Du bist auf der Vorstufe, dich zu verlieren und dir (bald) zu wünschen, den ganzen Mist, was auch immer dich beschäftigt, einfach nicht mehr aushalten zu müssen.

Eine Depression ist eine Störung des seelischen und körperlichen Gleichgewichts, hervorgerufen durch z.B. lang anhaltenden Stress am Arbeitsplatz oder dessen (plötzlicher) Verlust, durch eine Trennung, eine (schwere) Krankheit, einen (schlimmen) Unfall, durch den Tod eines nahe stehenden, geliebten Menschen oder durch ein sonstiges, traumatisches Erlebnis.

Schlafstörungen, bleierne Müdigkeit, Appetitlosigkeit mit merklichem Gewichtsverlust, Kopf- und Rückenschmerzen, Verstopfung, sonstige Magen-Darm-Probleme, Konzentrationsmangel, starke Bauchschmerzen, ein als bedrohlich empfundener Druck im Brustkorb, ständige Selbstvorwürfe, weil man einfach „nicht in die Spur kommt“, einem ständig irgendwelche Fehler unterlaufen und das Denken „im Grunde ohnehin nichts zu taugen“ sind nur ein paar der Symptome, mit denen unser Körper und unsere Seele darauf aufmerksam machen: „He, Hallo! Uns geht es nicht gut und dir deshalb auch nicht! Bitte sorg dafür, dass wir schnell Hilfe bekommen!“

Da sich jeder mal nicht so gut fühlt, wird die Möglichkeit an einer Depression zu leiden viel zu oft und erst mal in den Hintergrund gestellt – zumindest war das bei mir so, als ich 2001 das erste Mal immer weniger mit mir anzufangen wusste:

Mitten im Sommer eine Grippe? Ich begann zu Grübeln, hinterfragte mich und meine damalige Lebens- und Berufssituation. Letztendlich musste ich feststellen, daß ich alles andere als glücklich und zufrieden war – weder in meiner Partnerschaft, noch im Beruf und schon gar nicht, was meine sonstigen Probleme betraf; dass Daddy mir auf immer fehlen würde, damit hatte ich mich mehr oder weniger schon abgefunden und arrangiert.

Das Schlimme an meiner Entdeckung: ich musste mir eingestehen, dass ich beileibe nicht so stark war bzw. sein konnte, wie ich mich und Jeden in meiner Umgebung gern Glauben machen wollte, respektive wie mich die Anderen gerne sahen. Aber das Härteste an der ganzen Sache war: Ich suchte nach Hilfe bei meinem damaligen Lebensabschnitts-Gefährten und bekam zu hören: „Stell dich nicht so an!“

Man fühlt sich wie in einem Käfig oder Labyrinth gefangen und frisst seinen Kummer, Sorgen, Ängste und Probleme einfach in sich hinein – vor allem Männer, weil sie ja stark sein müssen… (Quatsch mit Soße!). Sie gehen  – sagen wir zu 99,9% – erst dann zum Arzt, wenn sie sich vor Schmerzen kaum bis gar nicht mehr rühren können und selbst dann wird es schwer, bei ihnen eine Depression fest zu stellen, weil sie sehr wenig bis gar nichts von sich und ihrem Leben, ihrem Umfeld preisgeben – man(n) will ja nicht „jammern“ und dadurch als Weichei abgestempelt werden.

Bei Frauen ist das wohl einfacher: sie tun sich – aufgrund von Erziehung oder was auch immer – leichter damit, offen über ihre Empfindungen zu sprechen und diese auf den Punkt zu bringen.

Was ist eine Depression und wie wirkt man ihr entgegen?

Depression ist eine (un)heimliche Krankheit mit zahlreichen Symptomen, welche auf den ersten Blick nicht unbedingt auf ein Seelentief hindeuten.

Es gibt verschiedene Behandlungsmethoden – welche für den Einzelnen dir Richtige ist, muss allein der Arzt bzw. der Psychotherapeut entscheiden, ohne dessen Hilfe es kaum bis kein Entkommen aus diesem Teufelskreis gibt.

Manchmal reicht es, wenn der Betroffene – so wie ich damals – ein paar Wochen aus dem Verkehr gezogen wird, (leichte) Antidepressiva verschrieben bekommt und somit in aller Ruhe sein inneres Gleichgewicht und seine Stärke wieder findet, sich vielleicht sogar von so manchem Ballast befreit? Nachdem ich 2001 wieder auf den Beinen war, suchte ich mir einen neuen Arbeitsplatz und trennte mich von meinem damaligen „Partner“. Punkt.

Sitzt die Krankheit allerdings tiefer, muss neben der Medikation auch eine Gesprächs- und Verhaltenstherapie geführt werden. Dabei kommt es drauf an, weshalb es einem nicht gut geht: liegt es an erlernten Verhaltensmustern, durch die man sich hilflos (gemacht) fühlt, alles und vor allem sich selbst immer wieder nieder und schlecht macht oder kommt das Seelentief von bestimmten Dingen oder Personen (z.B. Mobbing am Arbeitsplatz oder in der Schule), vielleicht auch aufgrund einer Krankheit?

Fakt ist: Alleine schafft man es nicht, sich aus diesem Loch, dieser inneren Dunkelheit zu befreien!

Sich einzugestehen, dass man nicht nur seelisch krank ist, sondern zudem professionelle Hilfe braucht, möchte man wieder frei atmen und entsprechend leben können, sind neben dem Leiden selbst die wohl schwersten Erkenntnisse und auch auf dem Weg, einen wirklich kompetenten Therapeuten zu finden, kann man (muss man nicht!) ebenso das ein und andere mal ganz schön auf die Schnauze fallen.

So hart, wie die folgenden Wochen und Monate auch werden: Wer wirklich wieder zurück ins Leben möchte, dem gelingt es auch! Garantiert!

Weiterführende Informationen zum Thema erhältst du bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.