.. in eigener Sache:
2004: Die Planung, Gestaltung und letztendlich die Veröffentlichung der HP waren für mich alles Andere als leicht.
Vom Muttis Satz: „du, wir wollen dieses Jahr (2004) den Verein gründen“ und meine prompte Antwort: „Ok, ich steuere die Website bei!“, über die ersten Entwürfe auf Papier, Grafiken austüfteln, die Ideen umsetzen, das eigen Erlebte in Worte fassen, bis hin zum Onlinegang verging ein gutes halbes Jahr – ich weiß heute nicht mehr, wie oft ich den ganzen „Kram“ immer und immer wieder, tränenüberströmt, in die Ecke geworfen und mich doch wieder dran gesetzt habe…
Die Taschentuch-Industrie hat sich in dieser Zeit garantiert eine Doppel-Dreifach-Platin-Nase an mir verdient, doch ich habe Stück für Stück gemerkt – wozu ich all die Jahre nicht wirklich fähig war: man kommt mit einem schweren Verlust um ein vielfaches besser klar, wenn man soviel wie möglich darüber redet bzw. schreibt – egal, ob man es für sich ganz allein macht oder seine Sorgen, Ängste, Probleme, seine Gefühle mit Anderen teilt: Raus mit dem Seelenmüll!
Heute kann ich sagen, dass es nicht nur richtig, sondern mehr als nötig und wichtig war, mich diesem „Problem“ zu stellen. Auch wenn mir bei den Gedanken an Papa immer noch „kleine“ Tränen kommen, bin ich heute um einiges ausgeglichener und innerlich ruhiger, als wie in der Zeit vor diesen Seiten.
Es tut – auf gut Deutsch – scheißweh und man ist mehr als 1000 Mal versucht, sich wieder in sein Schneckenhaus zurück zu ziehen, um nicht weiter/wieder diese Schmerzen der Trauer und des Verlustes fühlen zu müssen, doch ich kann es wirklich nur jedem allerinnigst ans Herz legen: Redet darüber! Schreibt es aus euch heraus! Schluckt es nicht runter!!
Dass dies nicht von jetzt auf gleich geht, ist absolut normal und verständlich – bei mir hat es elf Jahre (!!) gedauert, bis ich mich dem Allem stellte. Erwartet nicht zuviel von euch, setzt euch nicht selber unter Druck und lasst euch auch von NIEMANDEM á la: Jetzt red´ doch endlich! unter Druck setzen – aus gutem Grund braucht es seine Zeit, bis man die Kraft und vor Allem den Willen aufbringt, sich seinen Erinnerungen zu stellen.
Oft kommt es auch vor, dass wenn man mit „irgendjemand“ darüber redet bzw. reden möchte, man ziemlich schnell den Satz „Ich kann dich sehr gut verstehen….. als meine Oma damals gestorben ist…“ zu hören bekommt – hakt diesen ‚Gesprächspartner‘ ganz schnell ab – er/sie hat nicht die geringste Ahnung, um was es wirklich geht!!
Parallel zu Daddys Seite, sozusagen als emotionaler Ausgleich, wurden damals Die Bodenseepfoten geboren. Was als kleiner Zufluchtpunkt gedacht begann, entwickelte sich zu einem sehr großen Projekt; so viel zum emotionalen Ausgleich.
Leider sind auf Papas Gedenkseite bisher nur Beiträge von mir veröffentlicht, da ich (durch den Aufbau der Website) bislang die Einzige der Familie und des wahren Freundeskreis bin, die die nötige Kraft gefunden hat, über mein Leben mit und ohne Helmut zu schreiben.
Ich hoffe sehr, ich wünsche es mir, dass andere Beiträge folgen.
*in diesem Sinn*
eure Sandra
2013: Gut zwanzig Jahre nach dem Freitod meines (Stief)Vaters und neun Jahre nach Onlinegang seiner Gedenkseite, war es an der Zeit, sie frisch zu machen, doch – ich gestehe – ich habe mich lange davor gedrückt, weil ich nicht wusste, ob und wie weit ich mittlerweile bin.
Auch wenn es für andere Betroffene nur ein kleiner Trost sein mag: der Schmerz wird schwächer und erträglicher, je nachdem wie man selbst damit umgeht und was man mit / aus dem eigenen Leben macht.
Es gab nun schon Jahre, in denen der 5. Juli (Papas Todestag) und / oder der 19. August (Papas Geburtstag) einfach so an mir vorbei zogen, weil mein Leben – auch das will man in den ersten Wochen, Monaten oder Jahren nicht wahrhaben – wieder einen Sinn hat, ausgefüllt, interessant, schlichtweg l(i)ebenswert ist.
Der Schmerz, das Vermissen und die Fragen werden nicht wirklich weniger oder leichter. Wenn man die Erinnerung allerdings nicht verdrängt, sondern sich immer wieder damit auseinander setzt, lernt man damit umzugehen.
Ich wünsche Jedem, der sich momentan in einer vermeintlich ausweglosen Situation befindet, nicht nur jede Menge Kraft, sondern auch ganz viel „puren Trotz“ und Lebenswillen, allen Widrigkeiten die einen runterziehen können, die Stirn zu bieten sowie Menschen, die fest zu einem stehen.
*in diesem Sinn*
eure Sandra
2017: Ein plötzlicher, nicht nachvollziehbarer Serverausfall sowie ein „verschwundener“ Hoster veranlassten uns nicht nur eine neue Webheimat zu suchen, im Rahmen der notwendigen Veränderung wurden Papas Gedenkseiten neu aufgebaut.
Liebe Grüße,
Eure Sandra