Nachtrag: Donnerstag, 25.04.
Gestern Abend war ich über Tobias‘ Tod immer noch etwas geknickt – heute hab ich so eine Stinkwut auf ihn.
Sein Freitod war so gänzlich unnötig, völlig sinnlos!
Würde ich jetzt meiner ‚Gehässigkeit‘ kurz freien Lauf lassen, würde ich sagen: Typisch Kerl! Und würde es etwas bringen, ich würde ihn geradewegs aus seinem Leichensack prügeln und fragen, ob er noch ganz bacher [klar bei Verstand] ist?!
Auf der voran gegangenen Seite habe ich geschrieben, dass ich im Andenken an Tobias S. und meiner ganz persönlichen Trauer um ihn nicht auf die Einzelheiten eingehen möchte, doch nachdem was ich heute erfahren habe, denke ich, allen ‚Tobiasen‘ (ob männlich oder weiblich) vor Augen halten zu müssen:
Nichts und Niemand ist es wert oder Grund genug, seinem Leben ein Ende zu setzen!
Geschäftlich: Tobias war, wie bereits erwähnt, auch Selbstständig und wie das bei uns im Unternehmertum so ist, gibt es auch mal Saure-Gurken-Zeiten, für die man a) sich ein finanzielles Polster schaffen und/oder dann b) irgendwie anderweitig überstehen können muss. Oftmals spielen auch die geforderten Konditionen eine Rolle – dem Kunden sollte die Preisebene nicht weh tun, dann kommt er sicher immer wieder auf einen zurück.
Privat: Im letzten halben Jahr wurde Tobias von drei Frauen sitzen gelassen, eine davon soll sich sogar sein Sparbuch unter den Nagel gerissen haben. Hallo?! Ohne Vollmacht des Besitzers kann man sich so ein Sparbuch maximal einrahmen, das war’s auch schon. Ergo muss Tobias ihr in gutem Glauben die entsprechende Vollmacht gegeben haben, anders ist das nicht wirklich zu erklären, oder?!
Tobias hatte zwei Pferde, ein Pony und zwei Hunde. Eine seiner Lebensabschnittsgefährtinnen bildete sich ein eigenes Pferd ein – er kaufte es, obwohl die finanzielle Situation angespannt war, um ihr einen Gefallen zu tun, ihr seine Liebe ‚zu beweisen‘ – die Type war nach kurzer Zeit verschwunden.
Hallo?! Liebe, gutmütige Rindviecher auf zwei Beinen (ob männlich oder weiblich, völlig egal): Warum lasst ihr sowas mit euch machen?!
Auf gut Deutsch gesagt (die Gegenstände können je nach eigener Situation ausgetauscht werden): Wenn das Weib einen Gaul haben will und die vorhandenen nicht gut genug (weil: „nicht meins“) sind, dann soll sie sich den selber kaufen! Und wenn das nicht geht, tja, Pech gehabt: Sparen, sich einen malen oder sich mit dem, was da ist zufrieden geben! Und were weiter Terz macht: Weg damit! So einen Stressfaktor muss sich niemand geben, das Leben ist oft hektisch genug! *e basta!*
Ich hätte mir vor 2,5 Wochen wirklich mehr Zeit für Tobias nehmen sollen, er hätte mir sicher davon erzählt und ich hätte die Gelegenheit gehabt, ihm den Kopf um seine Weiberprobleme gerade zu rücken!
Finanziell: Tobias hatte vor einiger Zeit zwei Fahrzeuge zu verschrotten und vereinbarte mit einer Firma die Abholung; hierfür stellte er die Autos in die Nähe einer öffentlichen Straße – sollte ja nicht allzu lange dauern, bis der Abschlepper käme… doch der ließ sich über drei Monate nicht blicken, Anzahlung: 50,- €.
Zwischenzeitlich erhielt Tobias mehrere Schreiben vom Landratsamt, er möge doch bitte die Autos entfernen – Tobias hatte alles Notwendige hierfür veranlasst und ignorierte diese Schreiben – es kam zu einem Bußgeldbescheid; auch diesen nahm er nicht für voll. Zur angesetzten Gerichtsverhandlung erschien er gar nicht und das fest gesetzte Strafgeld in Höhe von 2.500,- € weigerte er sich (auch aufgrund der unsicheren Auftragslage und manchmal wenig Einkünfte) erst einmal zu zahlen.
Schließlich wurde eine Ratenzahlung vereinbart, welche er allerdings sehr unregelmäßig erfüllte – bis die Vereinbarung seitens des Amtes gekündigt wurde; mit einem Schlag wurden knapp 1.800,- € fällig – oder 60 Tage Beugehaft.
So, kommen wir zu Heute:
Ich traf den vorweg erwähnten mir unbekannten Kollegen – er ist mir alles andere als unbekannt, allerdings konnte ich mit seinem genannten Familiennamen in dem Moment nichts anfangen:
Peter, ein gemeinsamer Kollege, hat Tobias mehrmals eine sofortige Hilfe bzgl. seines Finanzproblems angeboten – Rückzahlung auf Raten, kein Problem. Tobias lehnte ab, er sei schließlich ein Mann und hätte seinen Stolz! (Wo bitte war der, als die Weiber anfingen, ihn auszunehmen?!)
Das traurige Ende vom Lied – neben der geschäftlichen Situation und den Damen Ausschlag gebend:
Wegen ca. 1.800,- €, die er einfach so von einem guten Kollegen als Darlehen bekommen hätte (er sich diese Hilfe anzunehmen allerdings zu stolz war) setzte Tobias seinem Leben ein Ende – u n f a s s b a r ! ! !
Bist DU vielleicht auch ein ‚Tobias‘? … Dann denk noch mal ganz genau über DEINE Situation nach, bevor DU die wirklich falscheste Entscheidung triffst, die man nur treffen kann!
*in diesem Sinn*
Sandra
Stolz ist nur eine Maske für eigene Fehler.
(aus: Vor dem Tod sind alle gleich von Peter Tremayne)