Nach diesem Telefonat dröhnte mir der Kopf, fragt nicht nach Sonnenschein! – Ich musste raus aus der Bude!
Als ich nach ca. 3 Stunden wieder zuhause war, nahm ich per SMS Kontakt mit ihm auf – ohne den Hintergrund, dass sich zwischen uns etwas Wirkliches aufbauen konnte; ich hatte immer noch das Großmaul, das nie um einen dummen Spruch verlegen war, vor meinen Augen… Doch es gab etwas, das ihn beschäftigte und dass ich der Grund dafür war, konnte ich so nicht stehen lassen.
Etwas, das Jedem passieren kann, doch ihm war es sehr peinlich: eine SMS, welche an mich gehen sollte, landete bei meiner Mutter (so hippelig war er bei dem Gedanken an mich). Auch wenn es dafür keinen Grund gab, doch er schämte sich dafür. Das musste ich entschärfen. – Aus Scham kann sehr schnell Verzweiflung werden und aus Verzweiflung der Wunsch nicht mehr leben zu müssen entstehen.
Es entwickelte sich ein sehr netter, liebenswerter Kontakt und als wir nach all den Jahren unser erstes Telefonat führten, ich die Geschichte nun aus seinem Mund hörte, ging die Berg-und-Tal-Fahrt in mir von vorne los. Hammer! Ich wusste irgendwann nicht mehr wirklich, was ich denken oder fühlen sollte. Ich kam mit Allem nur noch schwer bis gar nicht mehr klar, doch ich musste erkennen, dass auch er mir nicht so egal war, wie ich es all die Jahre gedacht hatte.
Unzählige Gedanken, Fragen, Bedenken schwirrten mir im Kopf – Ja, Nein, Vielleicht. Ja, Nein, Vielleicht. Wir verabredeten ein Treffen für Anfang Dezember, eher schienen mein Terminplaner und seine Verpflichtungen kein Datum her zu geben.
Besonders süß (ja, ja, Sorry, aber ist doch so) fand ich, dass er sich immer wieder dafür entschuldigte, so abrupt wieder in mein Leben getreten zu sein und dieses entsprechend auf den Kopf gestellt zu haben. Läuft es mit einem fremden Menschen anders ab? Nicht wirklich.
Was mich an der ganzen Situation massiv irritierte: Es gab weder einen Knall in meinem Kopf, noch einen im Bauch. Keine Schmetterlinge, keine Flugsaurier und keine Zuckerwattenwolke, auf der ich vor mich hinschweben konnte – Nichts! Statt dessen fühlte ich alte Vertrautheit und doch war alles neu – das Großmaul von damals existiert nicht mehr. Ich hatte nun Kontakt zu einem wirklichen Menschen ohne irgendeine Maske.
Eine Woche später fiel ich in ein Loch: ich fühlte mich leer, ausgebrannt (hatte auch wieder sehr viel gearbeitet) und vor allem: schubweise einsam.
Das schrieb ich ihm per SMS und wünschte ihm ein schönes Wochenende, worauf ich eine Antwort bekam, die mich – egal, ich war es mittlerweile schon gewohnt – vom Hocker haute: ohne sich aufdrängen zu wollen, bot er an zu mir zu kommen. Ich lehnte ab.
Eigentlich wollte ich doch alleine sein, um meine Sache erledigt zu bekommen: lernen für die Motorrad-Theorieprüfung, meine Wohnung mal wieder ordentlich auf Vordermann bringen, weiter nachdenken, Zeit ganz für mich zu haben … Wie gesagt: Eigentlich.
Am Samstag, ich war ziemlich produktiv was meine To-Do’s! betraf, fiel mir dann endgültig die Decke auf den Kopf und ich beschloss relativ kurzerhand nach München zu fahren. Ich hatte das Gefühl, ihn sehen und mit ihm reden zu müssen, scheiß auf den Terminkalender!
Da er mir am Vortag ja angeboten hatte, mal eben vorbei zu kommen, wollte ich kein Risiko eingehen, dass wir auf der Autobahn aneinander vorbei fuhren – deshalb schrieb ich es ihm. Worauf hin er noch fern gesteuerter und durch den Wind wurde, als er ohnehin schon war, seit wir wieder Kontakt miteinander hatten – seit er wissentlich von „der Liebe seines Lebens“ beachtet wurde.
Mit seinen Eltern gab es (nachdem sie mich wieder erkannten) ein herzliches Hallo, mit ihm ein vollkommen Verändertes (meinen damaligen Trainerkollegen hätte ich sicher nie in den Arm genommen) – endlich konnte ich über Vieles mit ihm persönlich sprechen. Und auch wenn die Schmetterlinge im Bauch ebenso wie der Knall in Kopf immer noch auf sich warten ließen, sich jeder von uns im Lauf der Zeit verändert hat, so fühlte ich mich in seiner Gegenwart wohl.
Er sagte mir u.a., dass er immer wieder versucht hatte, den „richtigen Zeitpunkt“ zu finden, mir seine Liebe zu gestehen, doch er fand ihn nicht – weder den „richtigen Zeitpunkt“, noch den Mut – Tja, und dann war ich plötzlich weg.
Es brauchte einen anderen Menschen, der den Anschub gab, um Ängste über Bord zu werfen und aufs Ganze zu gehen, das Risiko eine (weitere) Bruchlandung im Leben in Kauf zu nehmen.
Naja, was soll ich sagen? So emotional diese Geschichte anfing, so eine Bauchlandung par excellance wurde sie auch – für beide Seiten!
Na und, ich lebe noch! Ich habe meine Familie, mein Leben, meine Arbeit, meine Freunde, meine Interessen – ICH HABE MICH!!
Wer sich von Euch in einer Beziehung („einfache“ Partnerschaft oder Ehe, Dauer spielt keine Rolle) befindet, die DICH nicht (mehr) glücklich macht, die für DICH nur noch eine Belastung ist, du aber kein Land zu sehen glaubst, DICH zu befreien und ohne ihn / sie leben zu können …
Scheiß auf das, was man von dir „erwartet“! Spreng die Ketten, befreie dich von Ballast, der dir die Luft zum Atmen nimmt und auch wenn die ersten Schritte sehr unsicher sein werden: Geh DEINEN Weg!
Was ich Euch, die ihr das hier Alles gelesen habt, damit sagen und ein weiteres Mal beweisen möchte: Hört auf, vom „richtigen Zeitpunkt“ zu reden oder auf ihn zu warten!
Weder, um jemandem seine Zuneigung zu gestehen, noch um sich aus einer bedrückenden Situationen zu befreien: Den „richtigen Zeitpunkt“ gibt es nicht!
Zögert nicht, Euch mitzuteilen! Sagt, was Ihr denkt! Zeigt, was Ihr fühlt! Und lasst Euch von Niemanden darin beirren oder behindern! Und, ganz wichtig: Habt keine Angst vor einem eventuellen Misserfolg! Angst behindert Euch!
Für den Fall, dass Ihr „mal wieder“ in der Sch… landet – kein Problem: Steht auf, klopft euch den Dreck von den Klamotten und setzt euren Weg fort!
*in diesem Sinne*
Liebe Grüsse,
Eure Sandra