Der „richtige“ Zeitpunkt

Samstag, 18.11.2006

Wo genau ich anfangen soll, weiß ich ehrlich gesagt nicht, deshalb schreibe ich hier einfach mal das, was ich es meinen Freunden erzählte, nachdem ich ihnen eröffnete: mein Singleleben ist vorbei! und sie wissen wollten Wer er ist und Wie ich ihn kennen lernte:

Unsere Bekanntschaft fing irgendwann 1989 an, als mein Bruderherz von Daddy im Fußballverein angemeldet wurde. Ich war oft bei den Spielen von meinem Bruder dabei – er war u.a. sein Trainer; später, als ich ebenfalls dem Verein als Trainer und Betreuer beitrat, mein Kollege. Papa und er wurden im Lauf der Jahre sehr gute Freunde, auch ihn hat der Verlust von Helmut schwer getroffen.

Wir verstanden uns gut, hatten oft und viel zu lachen – dafür sorgte er schon mit seinen Sprüchen und Bemerkungen. Manchmal fand ich ihn richtig nett, doch an Mehr als das was wir hatten: nie im Traum hätte ich daran gedacht! Wer wollte schon ein ewig laberndes Großmaul zum Freund und Partner? Ich unter Garantie nicht.

Weihnachten 1993 schenkte mir meine damalige Fußball-Mannschaft Tickets für das Maffay-Rockmärchen ‚Tabaluga & Lili‘. Ich fand die Geschichte so super, dass ich im Sommer ’94 (als Peter Maffay damit erneut nach München kam) 4 Karten kaufte: für meinen Bruder, meine Mama, einen damals eng befreundeten MAN-Kollegen und mich. Allerdings sagte jener Kollege dann ab, weil ich für seine neue Freundin keine Karte mehr besorgen konnte und er ohne sie diesen Abend nicht verbringen wollte… Pff, dann halt nicht.

Mutti kam nun auf die glorreiche Idee, ich solle doch ihn anrufen und fragen, ob er Lust und Zeit hätte mit zu gehen. Er hatte und wie so oft war das (nach Daddys Tod) typische Quartett wieder mal gemeinsam unterwegs, für mich persönlich nichts Besonderes.

Ich hatte an diesem Abend nur Augen und Ohren für meinen Bruder, er war von der Geschichte um den kleinen Drachen Tabaluga so angetan, es war einfach nur süß! Ich weiß, kein „Kerl“ hört es wirklich gern, wenn man ihn als ’süß‘ bezeichnet, aber ein anderes Wort fällt mir gerade nicht ein… Moment: Wie wäre es mit niedlich?

Im Herbst 1994 stand auch meine Zwischenprüfung an, wofür ich mich aus allen Vereinsarbeiten verabschiedete. Ich konzentrierte mich einzig und allein auf mein damaliges Ziel: in Daddys Fußstapfen zu treten.

1996 startete meine Fahrerkarriere – zwar noch etwas holprig, doch immer und absolut unbeirrbar mein Ziel vor Augen. Anfang 1998 räumte ich meine Münchner Wohnung und ließ meine Zwangsheimat hinter mir.

Durch die Telefonate mit Mutti blieb ich dennoch – mal freiwillig, mal unfreiwillig – stets auf dem neuesten Stand, was in meiner alten Welt alles so geschah – auch, dass er geheiratet hatte.

Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich damals für mich persönlich ein komisches und Allgemein ein ungutes Gefühl hatte – was sich später bewahrheiten sollte.

*ZEITSPRUNG*

Irgendwann dieses Jahr hörte ich dann von Mutti, dass er seit einiger Zeit wieder geschieden sei und jede Menge Ärger (um es mal richtig nett auszudrücken) hinter sich hat.

In meiner, mir ganz eigenen kessen Art, kommentierte ich diese Tatsache mit: hätte er sich damals nicht so angestellt, hätte er sich eine Menge Stress ersparen können… – ohne mir dabei das Geringste zu denken. Soweit Gefühle für ihn vorhanden waren, waren sie rein freundschaftlich durch unsere gemeinsame Vergangenheit.

Am Freitag, den 3. November, erhielt ich eine eMail von ihm – ich war sehr überrascht und freute mich auch; viele Kontakte von damals habe ich nicht mehr. Selbstverständlich schrieb ich zurück: ich würde mich freuen, von ihm zu lesen, wie es ihm denn wirklich ginge, wie mein Leben mittlerweile aussah und erklärte mich einverstanden, dass man sich mal treffen könnte, wenn ich irgendwann wieder zu Besuch in München sei. Nicht mehr, nicht weniger. Noch ahnte ich nicht, dass und wie sich mein Leben in weniger als 24 Stunden verändern sollte.

Am Samstag, den 4. November schließlich, geriet meine bis dahin ach so geordnete Welt aus allen Fugen, die man sich vorstellen konnte: meine Mutter rief mich Nachmittags an, wir telefonierten gute zwei Stunden (!!) – u.a. ging es dabei auch um ihn.

Sie erzählte mir, dass sie ihn in letzter Zeit des Öfteren getroffen und er sich bei einer dieser Gelegenheiten ihr anvertraut hatte: Bei Tabaluga, im Sommer 1994, hatte er sich in mich verliebt, doch sich nie getraut, es mir zu sagen; zudem belaberten ihn damals „gute Freunde“ gegen mich, doch wirklich vergessen und los gelassen hatte er mich nie. Nur, er wusste (immer noch) nicht: Wie und Wann mit der Liebe seines Lebens Kontakt aufnehmen?? Ich kann nicht beschreiben, was ab diesem Moment in mir vor- und abging.

Einerseits fragte ich mich, in welchen Film ich da soeben gesetzt wurde? Andererseits hatte dieses Bewusstsein, die Liebe eines Lebens zu sein, eine ganz besondere Bedeutung für mich.

Seien wir mal ehrlich, man kennt es doch auch selbst: man empfindet etwas für Jemanden, könnte sich so manches mit dieser Person vorstellen, doch man hat entweder nicht den Mut, sich zu offenbaren oder sonstige Umstände lassen es nicht zu, mit genau diesem Menschen ein Leben zu haben. Wie verzweifelt ist / war man oft selber, wenn man fest stellt: die Liebe des Lebens ist unerreichbar nah?! Bzw: wenn man sich von so genannten Freunden um sein – wie er es ausdrückte – Lebensglück bringen ließ. >>